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Batwa in Burundi
Die Batwa in Burundi - Untertitel
Seit 2019 arbeitet KETAAKETI eng mit der burundischen Partnerorganisation ARAME und seit 2022 ebenfalls mit UMUCO Foundation zusammen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist unter anderem die Unterstützung der Ethnie der Batwa, die in Burundi und Nachbarländern mit vielen sozialen und wirtschaftlichen Benachteiligungen konfrontiert ist.
Inhalt:
Wer sind die Batwa?
Welche Benachteiligungen erfahren die Batwa in Burundi?
Wie arbeiten unsere Partner in Burundi mit den Batwa zusammen?
Was bewirkt die KETAAKETI Startfinanzierung?
Was sind die Wünsche und Visionen für die Zukunft?
Wer sind die Batwa?
Die Batwa oder Twa sind eine indigene Ethnie, die in Burundi und in anderen Teilen Zentralafrikas lebt. Ihre Lebensweise hat sich im Laufe der Jahre stark verändert:
Viele Batwa haben aufgrund von Landnutzungskonflikten und der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume, der Wälder, ihre traditionellen Lebensweisen als Jäger und Sammler aufgegeben und sind in städtische Gebiete gezogen. Dies hat zu Herausforderungen in Bezug auf Identität, Kultur und wirtschaftliche Stabilität geführt.
In Burundi sind die Batwa eine von drei Bevölkerungsgruppen (Hutu, Tutsi und Batwa) und ihre Zahl wird auf 100.000 bis 200.000 Personen geschätzt.
Die Batwa sind oft mit sozialen und wirtschaftlichen Benachteiligungen konfrontiert. Sie kämpfen um Anerkennung und Rechte innerhalb der burundischen Gesellschaft und setzen sich für den Erhalt ihrer Kultur und Traditionen ein. In den letzten Jahren haben verschiedene Organisationen und Initiativen versucht, die Lebensbedingungen der Batwa zu verbessern und ihre Stimme in der Gesellschaft zu stärken.
Trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, bewahren die Batwa viele ihrer kulturellen Praktiken, einschließlich ihrer Musik, Tänze und Handwerkskunst sowie ihr traditionelles Wissen und tiefes Verständnis für die Natur. Dieses ist nicht nur ein wichtiger Teil ihrer Identität und stärkt die Gemeinschaft, sondern bietet auch die Möglichkeit, ihr Wissen und Traditionen an zukünftige Generationen weiterzugeben.
Welche Benachteiligungen erfahren die Batwa in Burundi?

Derzeit leben Batwa in Burundi in einer äußerst prekären Situation. Sie sind vielfach mit Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung und wirtschaftlicher Benachteiligung konfrontiert. Viele leben in ländlichen Gebieten unter schlechten Bedingungen, ohne Zugang zu ausreichender Bildung, Gesundheitsversorgung oder finanziellen Mitteln. Sie kämpfen um Anerkennung und Rechte innerhalb der burundischen Gesellschaft und setzen sich für den Erhalt ihrer Kultur und Traditionen ein.
In welcher Weise werden die Batwa in Burundi konkret benachteiligt?
Landrechte: Viele Batwa haben keinen Zugang zu eigenem Land, da ihre traditionellen Lebensräume (Wälder) durch landwirtschaftliche Expansion und Abholzung verloren gegangen sind. Dies führt zu einem Verlust ihrer Lebensgrundlage und ihrer kulturellen Identität.
Soziale Ausgrenzung: Die Batwa sind oft sozial isoliert und werden in der burundischen Gesellschaft diskriminiert. Sie haben häufig Schwierigkeiten, Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und sozialen Programmen zu erhalten.
Wirtschaftliche Benachteiligung: Aufgrund der Marginalisierung haben viele Batwa sehr eingeschränkte wirtschaftliche Möglichkeiten und kaum Zugang zu Finanzdienstleistungen. Sie sind oft in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt oder leben in extremer Armut, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Ackerflächen sind knapp, die Bevölkerungsdichte sehr hoch. Hohe Pachtzahlungen für Reisanbauflächen, kein Zugang zu Technologie, klimatische Veränderungen und sehr hohe Kosten für Importprodukte sind enorme Herausforderungen, die besonders die wirtschaftlich schwächsten am stärksten treffen.
Kulturelle Unterdrückung: Die Batwa sehen sich oft unter Druck, ihre kulturellen Praktiken und Traditionen aufzugeben, um sich besser in die dominierende Gesellschaft zu integrieren. Dies führt zu einem schrittweisen Verlust ihrer kulturellen Identität.
Politische Marginalisierung: In politischen Entscheidungsprozessen sind die Batwa oft nicht vertreten. Ihre Stimmen und Anliegen werden häufig ignoriert, so dass es für sie schwierig bis unmöglich ist, Veränderungen herbeizuführen und ihre Rechte zu verteidigen.
Zugang zu Bildung: Viele Batwa-Kinder haben keinen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung, was ihre Chancen auf eine bessere Zukunft erheblich einschränkt. Bildung ist ein entscheidender Faktor für soziale Mobilität, und der Mangel daran verstärkt die bestehenden Ungleichheiten.
Diese Benachteiligungen führen zu einem Teufelskreis von Armut und Marginalisierung, der es den Batwa erschwert, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und ihre kulturelle Identität zu bewahren. Es gibt jedoch Initiativen von Organisationen, die darauf abzielen, die Lebenssituation der Batwa zu verbessern und ihre Rechte und Stimme in der Gesellschaft zu stärken. KETAAKETI versucht, mit der Startfinanzierung über seine Partnerorganisationen vor Ort, dazu beizutragen.

Burundi
Burundi liegt in Ostafrika und ist ein grünes, fruchtbares Land. Aufgrund einer langen Geschichte immer neu aufflammender Kämpfe zwischen lokalen Volksgruppen ist Burundi, trotz seiner Fruchtbarkeit, am Bruttoinlandprodukt gemessen das ärmste Land der Welt. Die sozioökonomische Lage, die hohe Analphabetenrate, geringe Ärztedichte und Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit usw., in all diesen Themenfeldern, zeigt Burundi die typischen Anzeichen größter wirtschaftlicher Armut.
Die Fläche Burundis entspricht in etwa der des Bundeslandes Brandenburg, die Einwohnerdichte ist aber durch das enorme Bevölkerungswachstum doppelt so hoch wie in Deutschland. Folge der Binnenlage Burundis sind hohe Transportkosten, sowohl für In- als auch für Exporte.
92% der erwerbstätigen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, die äußerst unproduktiv ist; demzufolge sind ... mehr lesen
... Nahrungsmittelknappheit und Hunger für die wirtschaftlich Ärmsten ein elementares Problem. Dazu kommt, dass nur sehr wenige Menschen eigenes Land besitzen und aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte Land insgesamt sehr knapp ist.
Burundi befindet sich in einer angespannten wirtschaftlichen Lage, die durch anhaltende Konflikte, politische Instabilität und begrenzten Zugang zu Ressourcen geprägt ist. Diese Faktoren führen zu einer schwachen Wirtschaftsentwicklung und erschweren den Menschen den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und wirtschaftlichen Chancen.
Für wirtschaftlich arme und marginalisierte Menschen haben die politische Instabilität und schwache Wirtschaftsentwicklung gravierende Auswirkungen. Fehlender Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung und die soziale Ausgrenzung erschweren es, die Lebensbedingungen zu verbessern oder Rechte durchzusetzen. Die Gefahr in Armut zu verbleiben und grundlegende Menschenrechte nicht vollständig wahrnehmen zu können wird so verstärkt.
Aufgrund des andauernden gewaltsamen Konflikts in der DR Kongo sind zudem zehntausende Flüchtlinge seit Februar 2025 in das Land gekommen und leben unter schwierigsten Bedingungen.
Auch wiederkehrende Wetterextreme führen zu massiven internen Vertreibungen und schaden dem Lebensunterhalt einer ländlichen Bevölkerung, die zur Ernährungssicherheit stark von der Produktion von Lebensmitteln für den eigenen Bedarf abhängig ist.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind groß. Die lokale Währung wird kontinuierlich abwertet und Treibstoffknappheit treibt die Preise für lebenswichtige Lebensmittel in die Höhe.
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Wie arbeiten unsere Partner in Burundi mit den Batwa zusammen?

Augustin in Leiter von ARAME in Burundi
Augustin Nibitebeka: „Die Batwa drücken den starken Wunsch nach Anerkennung ihrer Rechte aus, insbesondere im Hinblick auf Landbesitz und Zugang zu Ressourcen, sowie nach verbesserten sozialen und wirtschaftlichen Chancen. Sie betonen auch die Bedeutung des Erhalts ihrer Kultur und der Bildung für ihre Kinder.“
Donatienne ist Leiterin von UMUCO Foundation in Burundi
Donatienne Niyonizigiye: „Durch das zusätzliche Einkommen konnten viele Batwa-Eltern erstmals Schulgeld und Schulmaterial für ihre Kinder bezahlen. Der Zugang zu Bildung wird so nicht nur gesichert, sondern auch als wertvoller Bestandteil einer besseren Zukunft wahrgenommen.“
Was bewirkt die KETAAKETI Startfinanzierung?
Durch die KETAAKETI Partnerorganisation ARAME haben bereits 2.600 Frauen in Burundi eine Startfinanzierung erhalten, 1.800 davon sind Batwa. UMUCO Foundation unterstützt bislang 390 Frauen und Familien mit Startfinanzierungen, davon 270 Angehörige der Batwa-Gemeinschaft.
Den Einfluss der KETAAKETI Startfinanzierung auf die Gemeinschaft beschreibt NGO-Leiter Augustin Nibitebeka folgendermaßen:
„Die Startfinanzierungen haben einen positiven Einfluss, denn sie erhöhen die Einkommen und verbessern so den Lebensstandard. Die Frauen werden stärker und finanziell unabhängiger. Dies hilft ihnen, der Armut zu entkommen, das Wohl der Familie zu verbessern und das wirtschaftliche Wachstum in der Gemeinschaft zu fördern.“

In einigen Regionen, in denen ARAME aktiv ist, haben die Startfinanzierungen ganz konkret dazu beigetragen, dass sich die Ernährungssicherheit durch den Reisanbau verbessert hat. Allerdings betont Augustin, dass ARAME noch nicht überall aktiv ist und hohe Lebensmittelpreise und begrenzte Einkommensmöglichkeiten die Unabhängigkeit vieler Batwa Frauen weiterhin behindern.
Der verfügbare Reis ist größtenteils Importware, die zwar qualitativ hochwertig ist, aber leider auch sehr teuer. Der Eigenanbau von Reis ist langfristig vorteilhafter, trotz hoher Anfangskosten und erforderlicher Anstrengungen beim Anbau. Die Ernährungssicherheit kann so eher erreicht werden, die Menschen werden wirtschaftlich gestärkt und die Umweltauswirkungen sind geringer, berichtet Augustin.
Was ist eine KETAAKETI Startfinanzierung - zinsfrei mit Weitergabe?
KETAAKETI Startfinanzierungen bewirken besserte Versorgungssicherheit für Familien und Stabilisierung des Schulbesuchs derer Kinder.
So funktioniert es:
Meist starten 10 Frauen in einer Gruppe mit je 100€ Startfinanzierung und setzen ihre Geschäftsidee um - eng begleitet von der lokalen KETAAKETI-Partnerorganisation.
Nach ca. 12 Monaten geben sie jeweils die 100€ weiter an eine nächste Frau in einer Gruppe, die widerum damit arbeitet und nach 12 Monaten das Geld weitergibt. So entstehen im Laufe der Jahre aus einer Gruppe eine Vielzahl von Gruppen, die miteinander vernetzt sind.
Dieses KETAAKETI Finanzkonzept ist ein seit vielen Jahren bewährtes Modell der Prävention gegen fortgesetzte wirtschaftliche Armut, Gewalt und Arbeitsmigration und bewirkt die Stärkung der Frauen, den Schulbesuch der Kinder sowie die Verbesserung der ökonomischen Situation der Familien – mit einem Selbstläufer-Effekt. Familien haben hierdurch höhere Chancen zu überleben und sich auch zukünftig nachhaltig selbst zu versorgen. Die Einnahmen der Start-finanzierung sind oft sofort verfügbar (insbesondere bei kleinen Shops und Marktständen) und wirken schnell großer finanzieller Not und Perspektivlosigkeit entgegen.
UMUCO Foundation berichtet ebenfalls von positiven Entwicklungen, aber auch Herausforderungen. Insbesondere die hohen Kosten für landwirtschaftliche Güter stellen für viele eine Belastung dar und erschweren die nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Projekte.
Die Weitergabe der Startfinanzierung der einzelnen Gruppen erfolgt nach etwa einem Jahr. Die Gruppen sind miteinander vernetzt und unterstützen sich gegenseitig. Die gesamte Gemeinschaft profitiert so von den Erfolgen.
Eine der Reismühlen, die Arame betreibt.

Schweinezucht als Startfinanzierung bei UMUCO Foundation
ARAME betreibt Reismühlen, die den rohen Reis gegen eine sehr geringe Gebühr, verarbeiten. Das hat den Vorteil, dass der verarbeitete Reis zu einem höheren Preis auf dem Markt verkauft werden kann. Der Reis hat einen höheren Verarbeitungsgrad und trägt zum besseren wirtschaftlichen Erfolg des Reisanbaus bei.
Donatienne berichtet:
„Vielen der Batwa-Frauen hat die Startfinanzierung neue Perspektiven eröffnet. Sie konnten Reis und Bohnen anbauen oder begannen mit der Schweinezucht. Durch diese neuen Einkommensquellen waren sie in der Lage, ihre Familien zu ernähren, ihre Kinder zur Schule zu schicken und bei Krankheit medizinische Versorgung zu ermöglichen.“
Augustin übermittelt folgende Botschaft:
„Wir schätzen eure Unterstützung beim Reisanbau sehr. Das spielt eine entscheidende Rolle für unseren verbesserten Lebensstandard, die Ernährung unserer Kinder, den Schulbesuch und die Unterstützung unserer lokalen Wirtschaft. Danke für euren unermüdlichen Einsatz, um mehr Lebensmittel auf unsere Tische zu bringen und für eine Zukunft Burundis, in der wir nicht mehr hungern müssen.“
Donatienne von der UMUCO Foundation bestätigt ebenfalls, dass die positiven Auswirkungen der Mikrofinanzierung in der Batwa-Gemeinschaft, insbesondere bei den Frauen, deutlich spürbar ist. Sie berichtet von der Übernahme von mehr Verantwortung in der Gemeinschaft, der Möglichkeit finanzielle Entscheidungen eigenständig zu treffen und dem aktiven Eingebundensein in die lokalen gesellschaftlichen Strukturen.
Auswirkungen der Startfinanzierung auf die Schulbildung:

Augustin berichtet: „In unserer Gemeinschaft gehen die Batwa-Kinder zur Schule, während andere weiterhin Schwierigkeiten beim Schulbesuch haben. Die Hauptbarrieren sind Armut, mangelndes Wissen über einkommensgenerierende Aktivitäten und Diskriminierung. Obwohl Fortschritte erzielt wurden, brechen viele Batwa-Kinder immer noch die Schule ab, vor allem aufgrund finanzieller Nöte und der Notwendigkeit, zum Überleben der Familie beizutragen.“
Donatienne betont die wichtige Wirkung der Startfinanzierung auf die Bildungssituation:
„Durch das zusätzliche Einkommen konnten viele Batwa-Eltern erstmals Schulgeld und Schulmaterial für ihre Kinder bezahlen. Der Zugang zu Bildung wird so nicht nur gesichert, sondern auch als wertvoller Bestandteil einer besseren Zukunft wahrgenommen.“
Was sind die Wünsche und Visionen für die Zukunft?
„Die Vision von ARAME ist eine Gesellschaft von selbstständigen Familien im ganzen Land. Gemeinschaften (Familien und Einzelpersonen), die ihre Hoffnung verloren hatten, wird geholfen einen Weg zu finden, aufzustehen und auf einen wirtschaftlichen Durchbruch zuzusteuern.“
Augustin Nibitebeka